MARK MÜHÜRCÜOGLU IM INTERVIEW
VOLLGAS DURCH KATJES INVESTMENT & REWE STARTUP AWARD 2019 – WIE SD SUGAR DADDIES CO-FOUNDER MARK MÜHÜRCÜOGLU MIT COOKIE BROS. UND O-MOCHI ZUCKRIGE SÜNDEN ZUM TRENDIGEN LIFESTYLEPRODUKT MIT PERSÖNLICHKEIT MACHT
Es wird besonders süß in unserem Blogbeitrag: Co-Founder Mark Mühürcüoglu brachte mit seinem Food-Startup SD Sugar Daddies GmbH zuckrige Sünden zu Madeleine Heuts in den RAKETENSTART-Podcast!
Die selbsternannten „Sugar Daddies“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, besondere Food-Trends in Deutschland zu etablieren und den süßen Produkten ihre ganz eigene Note zu verleihen.
Mit Cookie Bros. bringen sie verzehrfertigen Keksteig von New York bis in die deutschen Supermärkte und heimischen Kühlschränke. 2020 soll mit O-Mochi die traditionelle japanische Reisteigkugel revolutioniert werden. Durch eine Füllung mit leckerem italienischem Gelato kombinieren die Sugar Daddies kontinentale Traditionen mit süßer Innovation. Für die Gründer Max Kolvenbach, Paul Richrath und Mark ging so ein Kindheitstraum in Erfüllung. Das Süßigkeiten nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringen, sondern auch auf dem Food-Markt großes Potential haben, zeigt sich am stetigen Wachstum. Die Produkte der SD Sugar Daddies GmbH sind in über 1.000 Supermärkten im Handel verfügbar, darunter die Einzelhandelsriesen REWE, Edeka und Metro. Außerdem wurden sie 2019 zum Gewinner des REWE Start-Up Awards gekrönt. Den Erfolgskurs des Startups hat auch Katjes erkannt und sich 2018 mit einem Investment 10 % der Firmenanteile gesichert.
Welche Pläne die Sugar Daddies für 2020 verfolgen, erfahrt ihr im folgenden Blogartikel.
Hinweis: Das Interview ist eine schriftlich abgefasste Form der RAKETENSTART-Folge mit Mark. Es handelt sich nicht um 1-zu-1 Zitate.
Hallo Mark, stell dich doch kurz mal vor und erzähl uns, was dich ausgerechnet mit Süßigkeiten zusammengebracht hat.
Ich bin Mark, 35 Jahre alt und eigentlich gelernter BWLer. Ich habe allerdings schnell gemerkt, dass ich keine Lust mehr hatte, für andere zu arbeiten. Deshalb habe ich zusammen mit einem guten Freund in Köln ein eigenes Café mit dem Namen Flakes Corner eröffnet. Dies beschäftigte sich hauptsächlich mit sogenannten “Foodporn’s”. Wir hatten die Idee, amerikanische Produkte zu importieren – die es in Deutschland sonst nicht gibt – und hier zu verkaufen. Das beinhaltet vor allem Cornflakes, Waffeln, Milkshakes, Riegel, sprich all das, was das Süßwarenherz höher schlagen lässt. Alles verpackt in einer nostalgischen Retro-Atmosphäre mit Couches, 90er Jahre Musik, Postern an den Wänden, Comics und Spielekonsolen. Wir wollten ein Willy Wonka Wonderland kreieren, in dem die Menschen aus ihrem Alltag entfliehen können.
Die Umsetzung gelang dann auch relativ schnell, sie dauerte nur knapp ein Jahr. Kurz darauf hatten wir dann auch schon die ersten Franchise-Anfragen, obwohl wir uns mit dem Thema vorher gar nicht beschäftigt hatten. Daraus ergaben sich letztendlich fünf Läden deutschlandweit. Das brachte uns dann auch eine hohe mediale Präsenz ein, unter anderem die BILD Zeitung, taff und ProSieben berichteten über uns. Nach einiger Zeit merkten wir aber, dass der Faktor Mensch schwer beeinflussbar ist. Besonders dann, wenn du für den Verkauf eines Produkts andere Menschen (zum Beispiel zum Einkauf fremder Produkte) dazwischenschalten musst, die dann wiederum in deinem Namen tätig werden sollen. Daher haben wir uns gefragt, ob wir nicht lieber ein eigenes Produkt auf den Markt bringen wollen, das wir dann auch direkt selbst verkaufen können.
Die Cafés zu betreiben war aber sehr wertvoll. Wir haben dadurch gemerkt, dass die Deutschen wieder bereit sind, mehr Geld für Food auszugeben, wenn es Spaß macht und gut schmeckt.
Wie kam es dann zu der Idee, die SD Sugar Daddies GmbH zu gründen? Gab es dafür einen konkreten Auslöser?
Obwohl die Läden sehr gut liefen, haben wir immer wieder Ausschau gehalten nach neuen Essenstrends. Bei meinem Aufenthalt in New York bin ich dann auf eine lange Schlange vor einem kleinen Laden in Greenwich Village aufmerksam geworden. Ein benachbarter Sortierer erzählte mir, dass dort Cookie Dough, also roher Keksteig zum Direktverzehr, verkauft würde. Dies sei der neueste Foodtrend in New York City. Also habe ich mich angestellt, gewartet und gewartet, bis ich endlich das süße Dessert – was absolut mein Ding ist – probieren konnte.
Ich war geflasht, weil es sich um ein Produkt handelte, das ich bisher aus Deutschland nicht kannte. Es rief aber gleichzeitig auch Kindheitserinnerungen in mir wach, die mich an den Keksteig der Mutti erinnerten, den man eigentlich als Kind nicht naschen durfte. Also die perfekte Grundlage, um mit dem Produkt und der Entwicklung spielen zu können.
Ihr seid ein Sugar Daddies – Trio, wie habt ihr euch kennengelernt?
Meinen Geschäftspartner Max habe ich schon vor langer Zeit auf einer Familienfeier über ein paar Ecken kennengelernt, woraus dann der Flakes Corner entstanden ist. Als ich zurück in Deutschland war, berichtete ich ihm auch direkt davon. Ich wusste, dass ich genau das Produkt gefunden habe, das wir hier auf den deutschen Markt bringen mussten. Er fand die Idee gut und war sofort überzeugt. Paul kenne ich auch schon etwas länger. Überzeugt habe ich ihn aber tatsächlich erst während eines Männerurlaubes auf Ibiza, als wir eines Abends einen über den Durst getrunken haben.
Paul hat seinen Background im Handel und kennt sich da gut aus. Max und ich sind Experten für Dessertspeisen, also eine perfekte Kombination.
Ihr seid alle drei BWLer und trefft euch zum Keksteig backen: Von der Idee bis zum Produkt – Was gab es für Herausforderungen? Wie geht man als Quereinsteiger mit diesen Problemen um?
Es war ein langer Prozess, den richtigen Keksteig zu kreieren. Darüber hinaus braucht man ein Packaging, das so gut aussieht, dass alle Geschlechter darauf aufmerksam werden und das Produkt kaufen. Die größte Herausforderung dabei war sicherlich, einen Keksteig zu entwickeln, der gekühlt haltbar ist und zugleich noch gut schmeckt. Wir waren als Quereinsteiger zu Anfang komplett überfordert und haben über 100 Rezepte ausprobiert, bis wir am Ende dann das Grundrezept gefunden haben, das wir in Zusammenarbeit mit einem Labor im Anschluss haltbar gemacht haben. Dieses fertige Basismodell konnten wir dann dazu nutzen, um weitere Kreationen und Geschmacksrichtungen entstehen zu lassen.
Ihr habt auch noch ein zweites Produkt, O-MOCHI. Wie schlägt man da die Brücke zum Keksteig?
Das war im Endeffekt die eigentliche Entstehung der Sugar Daddies, da wir vorher noch alles über Flakes Corner haben laufen lassen. Wir wollten aber der kleine Newcomer sein, der – wie beispielsweise die großen Namen Mondelez oder Ferrero – mehrere coole Marken unter sich vereint. Daher haben wir uns auf die Suche begeben nach neuen Foodtrends und sind sehr schnell im asiatischen Markt gelandet, der mega boomt. Dort sind wir auf Mochis aufmerksam geworden. Das sind mit einer Bohnenpaste gefüllte Reisteigkugeln. Allerdings sagte uns das Ausgangsprodukt, insbesondere die Füllung, nicht so ganz zu. Wir haben uns deshalb dafür entschieden, die Bohnenpaste durch italienisches Eis – was jeder in Deutschland mag – zu ersetzen.
Wir waren dann auch die Ersten, die in dieser Variante die beiden Nationen Japan und Italien miteinander vereint haben. Schnell galten wir als “die Kreativschmiede für innovative Produkte im deutschen Einzelhandel”.
Wie kam es zu dem Namen “SD Sugar Daddies”?
Wir dachten uns, dass wir mit unserem Konzept eigentlich genau das Gegenteil der aktuellen Trendfoodwelle darstellen. In der es ja vor allem um eine bewusste und zuckerreduzierte Ernährung geht. Deshalb haben wir gesagt, dass wir auf jeden Fall schon mal Sugar sind. Wir wollten aber gleichzeitig auch einen witzigen Namen haben. Irgendwann saßen wir an den Kölner Ringen in einem Lokal und kamen dann darauf, uns Sugar Daddies zu nennen. Der Notar riet uns bei der Anmeldung der Gesellschaft jedoch dazu, noch ein “SD” voranzustellen, um nicht nur die Auffindbarkeit im Internet zu verbessern, sondern auch rechtlichen Ärger zu vermeiden. So kam es zur Gründung der SD Sugar Daddies GmbH.
Die Gesellschaft war gegründet, die Produkte entwickelt. Wie habt ihr dann euren Vertrieb gestartet? Habt ihr die einzelnen Lebensmittelhändler abgeklappert oder wie ist das abgelaufen?
Paul hat einen familiären Verbund mit einigen Rewe-Märkten, sodass wir unsere Produkte in sowohl städtischen als auch ländlichen Filialen früh austesten durften. Dadurch bestand auch die Möglichkeit sehr schnell festzustellen, wie gut unsere neuen Produkte beim Endkonsumenten ankommen. Am Ende hatten wir perfekte Zahlen vorliegen, mit denen wir spielen und auch genau sehen konnten, wo wir uns noch verbessern müssen. Durch die einjährige Testphase mit 20 Märkten in Köln und Umgebung haben wir so viel Erfahrungen sammeln und positive Zahlen einholen können, dass wir auch in andere Regionen ausschwärmen konnten, um unser Händlernetz somit stetig auszubauen.
Auf den Boden der Tatsachen wurden wir aber dann wieder zurückgeholt, als wir versucht haben, bei einem der größten Lebensmittelmärkten in Hamburg gelistet zu werden. Von dem zuständigen Mitarbeiter sind wir erstmal richtig auseinandergenommen worden. Er hat vor allem kritisiert, dass wir so frech und jung um die Ecke kamen und den Eindruck vermittelt hätten, dass wir ihm etwas erzählen wollten. Der Mann hatte wirklich Ahnung und wir zu dem Zeitpunkt einfach noch nicht. Das Gespräch hat uns hinsichtlich weiterer Verhandlungen mit anderen Märkten aber sehr geholfen. Und am Ende des Tages hat er uns doch noch gelistet.
Später sind wir aber auch dazu übergegangen uns bei den Zentralen vorzustellen und uns um eine Lagerlistung zu bewerben. Dies haben wir dann für die Regionen Westen und Süden auch schnell geschafft.
Ein namhafter Investor ist dadurch auf euch aufmerksam geworden, der aber tatsächlich viel in dem Bereich Food Awareness zu finden ist. Wie ist es zu der Kooperation mit Katjes gekommen?
Der Kontakt zu Katjes ist witzigerweise über die Tochter des CEOs und Geschäftsführers von Katjes zustande gekommen. Sie lebt in Köln und fand unser Produkt so cool, dass sie es ihrem Vater mitgebracht hat. Dieser verspeiste wohl gleich mehrere Pötte unseres Kektsteigs, sodass seine Frau ihn letztendlich stoppen musste. Er war so begeistert von dem Produkt, dass er uns umgehend in das Düsseldorfer Office von Katjes Deutschland eingeladen hat. Wir verspürten aber auch gar keinen Druck, weil wir nicht aktiv nach einem Investment gesucht haben. Schlussendlich ging es doch um einige Zahlen, Daten und Fakten mit dem Ergebnis, dass der CEO, dem wir sympathisch waren, uns die Bereitschaft für ein Investment signalisierte.
Wir fuhren danach erstmal nach Hause, um uns das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen. Parallel dazu erreichte uns ein weiteres Angebot eines anderen großen Players auf dem Markt. Wir hatten also ein Luxusproblem. Nach langem Überlegen haben wir uns dann für Katjes entschieden. Einerseits weil sie super nett und offen zu uns waren, andererseits einfach die Chemie, insbesondere aufgrund des aggressiven Marketings, am besten passt. Katjes hat für 10% Anteile in unser gesamtes Startup investiert, obwohl der CEO zunächst nur an unsere Marke Cookie Bros. interessiert war. Seiner Meinung nach der Foodtrend der nächsten Jahre.
Ihr macht ja selbst auch recht aggressives Marketing. Macht ihr euch dann auch Gedanken über einen möglichen Shitstorm? Wie bereitet ihr euch darauf vor oder habt ihr schon entsprechende Erfahrungen gemacht?
Glücklicherweise haben wir noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Wir haben aber tatsächlich auch weniger Interesse an typischen politischen Themen oder solchen, die sehr im Fokus stehen. Wir versuchen nur solche Sachen zu machen, mit denen wir uns auch identifizieren können. Unser Marketing soll so ein bisschen unseren Humor widerspiegeln und den Spirit, den wir auch im Büro haben. Wir haben auch viele Frauen im Team und schauen daher gemeinsam mit ihnen, dass alles was in die Richtung von Sexismus ausgelegt werden könnte, auf jeden Fall gesellschaftstauglich ist. Aber man kann natürlich mit Themen spielen. Beispielsweise hatten wir eine Plakataktion in Köln laufen, wo drauf steht: “Der Brexit geht dir auf den Keks? -Keksteig zum Naschen aus der EU”.
Tages- oder wochenaktuelle Themen greifen wir also schon gerne auf, aber stets ohne andere damit zu beleidigen. Wir möchten einfach Spaß haben. Den Leuten, die unsere Aktionen sehen, ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern, ohne auf jedem Hype mit schwimmen zu müssen.
Stichwort Hype, ihr habt vor Kurzem auch einen sehr renommierten Preis abgeräumt, den REWE Startup Award 2019. Wie war das und was hat sich dadurch für euch verändert?
Wir haben uns tatsächlich erst zwei, drei Tage vor Abschluss der Bewerbungsfrist für den REWE Startup Award angemeldet. Obwohl es sich um einen Preis handelt, der in der Startup-Szene nicht nur sehr bekannt ist, sondern im besten Fall auch eine nationale Listung in nahezu allen Rewe-Märkten einbringt.
Es haben sich über 300 Unternehmen aus 11 Ländern beworben. Nach zwei Wochen bekamen wir dann die Mitteilung, dass wir unter den letzten fünf sind und eine Präsentation für einen Pitch vorzubereiten sei. Dieser sollte dann eine Woche später vor 120 Leuten stattfinden. Wir haben mit dieser Nachricht nicht gerechnet und waren dementsprechend fix und fertig. Andererseits aber auch überglücklich, da die Top 5 schon einmal hohe mediale Aufmerksamkeit bekommt und bei der REWE-Digital gelistet wird. Nichtsdestotrotz galt es sich entsprechend schnell vorzubereiten, um sich auch die Chance auf die nationale Listung zu wahren.
Obwohl ich im Vorfeld mit meiner Nervosität sichtlich zu kämpfen hatte, bin ich alleine auf die Bühne gegangen. Ich habe die Präsentation wohl auch ganz überzeugend rübergebracht und wurde letztlich in der Q&A-Runde von den Juroren zehn Minuten lang gegrillt. Sie stellten mir immer wieder die gleiche irritierende Frage, wie man die Mochis richtig isst. “Abbeißen oder ganz in den Mund”, war jedes Mal meine Antwort, ich habe nicht wirklich verstanden, was vor sich ging. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, das Catering hatte unsere Mochis zu lange ungekühlt stehen lassen, sodass sie weich und wabbelig wurden und somit die Frage zu recht gestellt wurde. Ich ging also irritiert und innerlich etwas enttäuscht von der Bühne und wartete dann zusammen mit Paul auf die Verkündung des Gewinners.
Zu unserer beider Überraschung wurden wir als Gewinner des REWE Startup Award 2019 genannt. Ich war überglücklich und hatte selten so viel Adrenalin in meinen Blut. Dies ließ mich den ganzen Abend hinweg, wie die Scary Movie Maske, grinsen. Nachdem wir den Sieg ausgiebig begossen hatten, ging es ans Eingemachte. Wir standen vor der Herausforderung in kürzester Zeit über 3.000 Rewe-Filialen beliefern zu müssen. Mit unserem fünfköpfigen Stammteam haben wir schlussendlich nur noch versucht, die Brände zu löschen, um das vorgegebene Ziel zu erreichen.
Aber jetzt habt ihr euch mit dem Team etwas größer aufgestellt und auch ein neues Büro. Was sind eure Pläne für 2020?
Wir hatten uns extra gemeinsam eingeschlossen, um wirklich mal BWLer zu sein und uns Gedanken um die Jahreszielplanung für 2020 zu machen. Einerseits möchten wir uns mit Cookie Bros. diversifizieren, also neue Produkte unter dieser Brand auf den Markt bringen. Andererseits aber auch mit O-Mochi ein neues Konzept in den Handel einführen: das sogenannte “Pick & Mix”. Das bedeutet, dass man sich an einer Station im Supermarkt seinen persönlichen “Mochi Mix of Happiness” beliebig zusammenstellen kann. Des Weiteren planen wir aktuell einige interessante Kooperationen, sodass am Ende 2020 dann hoffentlich jeder die Brands der SD Sugar Daddies GmbH kennt.
Wenn du nochmal zurückblickst, welche Legal Fuckups, speziell auch aus dem Bereich Food, haben euch am meisten Probleme bereitet?
Wenn man nicht diesen rechtlichen Hintergrund hat, ist das entweder Stress pur oder sehr kostenintensiv. Wir haben viele Themen gehabt, aber mit der Verpackung fing alles an.
Diesbezüglich haben wir auch versucht eigene Recherchen im Internet zu betreiben, allerdings dabei auch schnell festgestellt, dass es gar nicht so leicht ist. Man findet viele Inhalte gar nicht oder es gibt zum Teil viele Widersprüche. Wir sind dann auch dazu übergegangen, uns Produkte im Supermarkt anzugucken und zu vergleichen. Nichtsdestotrotz waren wir super unsicher, was genau beachtet werden muss. Allerdings wussten wir auch, dass eine Rückrufaktion aufgrund von falscher Kennzeichnung kein Spaß ist und zu hohen Kosten führen kann. Am Ende haben wir es tatsächlich komplett mit Eigenrecherche gelöst, was aber auch unfassbar mühselig war. Fluch und Segen zugleich war an dieser Stelle, dass wir die Becher noch selber bedruckt haben, sodass man auf Änderungen schnell reagieren konnte.
Die Lebensmittelinformationsverordnung mit den ganzen Hinweis- und Kennzeichnungspflichten von beispielsweise Allergenen oder Spuren von, sowie die Bestimmung, was man vorne auf die Verpackung schreibt, muss sich auf der Rückseite wiederfinden, sind mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Ein Fehler wäre es beispielsweise, wenn du vorne auf der Verpackung mit Einhornscheiße wirbst, aber hinten in der Zutatenliste keine enthalten ist. Solche Regelungen herauszufinden hat mich sehr viel Zeit und Mühen gekostet. Eine entsprechende Anlaufstelle zu haben, wo man das aufbereitet nachlesen kann, wäre an dieser Stelle wirklich hilfreich gewesen.
Wir arbeiten hart daran, ein Food-Spezialpaket auf den Markt zu bringen, damit man alle notwendigen Regelungen entsprechend aufbereitet nachlesen kann und somit sich kostbare Ressourcen und wertvolle Lebenszeit spart. Hoffen wir also, dass das zukünftigen Gründern dann helfen kann.
Was ist euer Geheimnis für euren Erfolg?
Also für mich sind die drei Säulen den Erfolgs: Umsatz, Ertrag und das Team.
Umsatz und Ertrag hatten wir zum Glück von Anfang an und das Team ist tatsächlich unserer wichtigster Faktor. Mit deinem Team verbringst du teilweise mehr Zeit, als mit deiner Familie oder Freunden, deswegen ist es unfassbar wichtig, dass man sich gut versteht. Wir haben viele Freunde gleich zu Anfang mit ins Team geholt und achten auch darauf, dass wir nur Leute einstellen, die so sind wie wir. Nichtsdestotrotz ist das Thema Personal gerade im rechtlichem Bezug super wichtig, weil Menschen einem auch mal nicht so wohlgesonnen sein können. Man sollte deswegen vertraglich auf jeden Fall abgesichert sein.
Wir mussten uns in die arbeitsrechtlichen Regularien sei es Gewährung von Urlaubsansprüchen oder Höhe eines angemessenen Gehalts auch erstmal reinfuchsen beziehungsweise mussten teilweise auch auf Muster-Arbeitsverträge zurückgreifen. Wenn das Team weiter wächst, treten ja auch noch weitere Regelungen auf, die man alle berücksichtigen muss. Beispielsweise ein Datenschutzbeauftragter ab zehn Mitarbeitern oder gewisse Brandschutzvorkehrungen. Das erzählt einem niemand, sondern das bekommt man dann irgendwann mal von anderen Startups mit. Daher wäre es wirklich Gold wert eine Plattform zu haben, wo man all diese Themen entsprechend aufbereitet nachlesen kann und im Gegensatz zu den hohen Anwaltskosten auch in einem angemessenen Preis-Leistungsverhältnis steht.
An dieser Stelle möchte ich einfach mal eine Lanze für dein Startup RAKETENSTART brechen – denn Support ist kein Mord.
Vielen Dank für das tolle Feedback! Generell ist das auch das Mindset, was ich bisher auch aus der Startupszene mitnehmen konnte. Man hilft sich gegenseitig, unterstützt und gibt auch gerne mal etwas zurück.
Ich hätte jetzt aber noch eine Frage zu dem Vertrag mit Katjes. Das ist ja eine klassische David gegen Goliath Situation, wie seid ihr damit umgegangen?
Die SD Sugar Daddies GmbH war zu dem Zeitpunkt tatsächlich noch in der Seed-Phase und etwas grün hinter den Ohren, aber grundsätzlich möchte ein seriöser Partner wie Katjes dir ja erstmal nichts Böses. Das Vertrauensverhältnis muss auf jeden Fall da sein, ansonsten macht eine Partnerschaft auch keinen Sinn.
Trotz alledem sind Verträge nun einmal Verträge und als normaler Mensch mit BWL-Hintergrund hast du davon einfach keine Ahnung. Wir haben uns natürlich in den Vertrag eingelesen, aber schnell gemerkt, dass wir, obwohl es sich um einen Standardvertrag handelte, dabei Hilfe benötigen. Die Zeit war knapp, da das Ganze innerhalb von zwei Wochen über die Bühne gehen sollte. Aus diesem Grund haben wir uns dafür entschieden, einen auf Mergers und Acquisitions spezialisierten Anwalt zu konsultieren. Er war auch sehr ehrlich und riet uns dazu, den Termin etwas nach hinten zu verschieben. Uns war das natürlich super unangenehm und wir befürchteten schon, dass der Deal deswegen platzen würde, aber bei Katjes galt: eine Firma ein Wort. Das Geld floss, die Verträge wurden zu beiderseitigen Zufriedenheit angepasst und alle konnten am Tag der Vertragsunterzeichnung darüber lachen.
Das ist doch ein gutes Learning, was man auch an zukünftige Gründer weitergeben kann. Als Startup selbstbewusst in Vertragsverhandlungen gehen, selbst wenn es sich um einen großen Partner wie Katjes handelt, da sich beide Seiten letztendlich nur eine funktionierende Zusammenarbeit wünschen.
Mark, hast du sonst noch Tipps oder Erfahrungen, die du zukünftigen Gründern mit auf den Weg geben möchtest?
Grundsätzlich hast du tagtäglich als Gründer beziehungsweise als Startup Probleme, die du lösen, oder Herausforderungen, die du bewältigen musst. Unabhängig davon, wie viel Umsatz du machst oder welche Preise du gewinnst. Wichtig ist, dass du bei all dem, was du machst, authentisch bleibst, dich nicht verstellst und mit offenen Karten spielst. Wir stehen für das, was wirklich gut schmeckt, aber vielleicht nicht das Gesündeste ist. Das kommunizieren wir ganz offen und ehrlich und das merken auch unsere Kunden. Ein weiteres Learning ist, dass man seine Zahlen im Griff haben sollte. Das beste Marketing und Produkt bringt dir am Ende nichts, wenn du nicht liquide bist.
Was hältst du abschließend noch von der Sendung “Die Höhle der Löwen”, bei der ja auch ein ähnliches Produkt wie eures einen Auftritt hatte. Hat euch das verunsichert?
Was das Thema Höhle der Löwen angeht haben wir uns bewusst dagegen entschieden. Einerseits wollten wir diesen Stempel nicht aufgedrückt bekommen. Andererseits erhältst du auch urplötzlich einen riesigen Push, den du erstmal bewältigen musst, ohne wirklich zu wissen, wie lange dieser Hype anhält oder ob du auf deine vorproduzierten Waren sitzen bleibst. Insbesondere die Verträge, die sich viele Startups in diesem Kontext antun, waren uns nicht sonderlich koscher. Wir hatten damals die Luxusposition, dass die Firma Spooning – auch ein Keksteig-Hersteller – bei DHDL dabei war und das Thema Cookie Dough in Deutschland bekannt gemacht hat. Sie boten aber nur einen Keksteig zum selbst anrühren an, sodass die Kunden im Handel lieber auf unser verzehrfertiges Produkt zurückgegriffen haben.
Das hat uns einen großen Push gegeben, den wir kostenlos bekommen haben, wofür wir sehr dankbar sind.