Der in der Business Punk Top 100 Watchlist für 2020 platzierte Gründer von Roamlike, Jens Büschgens, war bei Madeleine Heuts zu Gast im RAKETENSTART-Podcast!
Während des Studiums musste Jens sich etwas dazuverdienen und vermietete seine Wohnung gelegentlich über Airbnb. Doch der Aufwand war größer als zunächst gedacht, denn Reisegäste sind anspruchsvoll, wenn es um die Unterkunft im Urlaub geht. Er bemühte sich also, seinen Gästen unvergessliche Aufenthalte in seiner Wohnung zu bieten. Doch die finanziellen Ausgaben waren enorm. Schnell stellte sich die Frage: „Warum bezahle ich all diese Dinge eigentlich selbst? Ich mache doch Werbung, indem ich die Produkte in meiner Wohnung platziere und meinen Gästen zur Verfügung stelle.“ Als Marketing-Student wurde ihm schnell klar, dass dieser Werbeeffekt deutlich angenehmer und überzeugender ist, als bisherige Werbemaßnahmen im TV oder online.
Die Geburtsstunde von Roamlike: Gemeinsam mit seinen Mitgründern Tim Kohlen, Martin Korus und Hendrik Schubert verfolgt Jens nun die Vision, die „ehrlichste Werbeform der Welt“ durch Erlebnisse zu entwickeln.
Welche Pläne Roamlike für 2020 verfolgt und was das Startup mit der Gründungsidee von Madeleine Heuts für RAKETENSTART zu tun hat, erfahrt ihr in diesem Blogartikel.
Hinweis: Das Interview ist eine schriftlich abgefasste Form der RAKETENSTART-Folge mit Jens. Es handelt sich nicht um 1-zu-1 Zitate.
Jens Büschgens ist der Founder von Roamlike und Jens und ich kennen uns schon seit einigen Jahren aus dem Kreis Heinsberg. Erzähl uns doch mal, was macht Roamlike genau?
Die drei Jungs, mit denen ich zusammen gegründet habe, kommen auch alle aus dem Kreis Heinsberg. Wir sind alles Schulfreunde und Freunde vom Skatepark. Die Idee ist dadurch entstanden, dass ich selbst Airbnb-Gastgeber war. Meine Wohnung vermietet und dabei gemerkt habe, dass die Produkte, die ich bereitstellte, extrem gut bei den Reisegästen ankamen. Das Geld, das ich allerdings dafür ausgeben musste, wollte ich mir eigentlich sparen. Sprich die Ausgaben für Kölsch, vernünftige Bettwäsche, Handtücher, Seife, Shampoo und diverse Kleinigkeiten. Ich habe mir dann überlegt, sie von den Herstellern sponsern zu lassen. Ich persönlich habe mein Studium im Bereich Marketing absolviert und bin dadurch mit dem Themenbereich vertraut.
Durch Produktplatzierungen in Airbnbs und Ferienwohnungen zeigt Roamlike den Unternehmen und Werbepartnern auf, was die Zielgruppe toll findet, welche Aspekte der Produkte besonders gut ankommen und welche vielleicht nicht so interessant sind.
Du hast schon erwähnt, dass du aus dem Bereich Marketing kommst, was machen die anderen Mitgründer?
Genau, Tim ist für die Produktentwicklung zuständig und hat bereits einige Projekte als Freelancer umgesetzt. Er kümmert sich zusammen mit zwei Entwicklern um das Frontend als auch das Backend, um das Thema Plattform entsprechend weiterzuentwickeln. Martin kommt von Ernst&Young und ist für den Bereich Strategy und Operations zuständig. Er verantwortet gerade den Bereich Kooperationen. Das heißt Unternehmen, die mit uns im Bereich „Unterkünfte“ zusammenarbeiten möchten, sodass wir zukünftig unsere Reichweite noch weiter ausbauen können.
Für das Jahr 2020 haben wir uns hierfür das Ziel gesetzt, über eine Million Reisegäste auf diesem Wege erreichen zu können. Hendrik ist im Bereich Data und Analytics bei uns unterwegs. Er hat im Vorfeld ebenfalls bei Ernst&Young gearbeitet und kümmert sich bei Roamlike mittlerweile um den Bereich Finance. Des Weiteren kümmern Hendrik und ich uns auch um das Thema Data Insights, das wir wiederum unseren Werbepartnern – mit denen ich in erster Linie in Kontakt stehe – verkaufen können.
Im vergangenen Jahr warst du, genauso wie ich, mit Lexrocket und Haufe im Super Startup Adventure Camp in Kalifornien. Ihr wart allerdings als Team noch etwas länger in den USA unterwegs. Wie war das für euch und warum wart ihr überhaupt da?
Richtig, im Anschluss an das Super Startup Adventure Camp bin ich nicht nach Hause geflogen, sondern mit dem Bus nach San Francisco gefahren, um mich dort mit den Jungs zu treffen. Zwei von uns haben am German Accelerator Programm teilgenommen, das von der deutschen Wirtschaftsförderung unterstützt wird. Die anderen Beiden absolvierten wiederum das WeWork Labs Programm, ein Startup Accelerator Programm von einem Anbieter für Office Spaces.
Von Heinsberg ins Silicon Valley, wie war das für euch?
Das Feedback ist viel brutaler und roher als es in Deutschland bisher für uns der Fall war. Wir haben echt viel gelernt. Dein Businessmodell wird direkt in zwei Sekunden verstanden. Sie decken sofort die Probleme oder Fragen auf, die du noch nicht zu 100% beantworten kannst, um dir anschließend aufzuzeigen, wie eine gute Antwort lautet. Uns wurde quasi direkt ein Tool an die Hand gegeben, wie wir offene Fragen im Kopf beantworten können. Das hat die vier Wochen sehr intensiv gemacht, wodurch wir viel für die Zukunft mitnehmen konnten. Das war wirklich cool.
Bemerkt man einen Unterschied zwischen der amerikanischen und deutschen Startup-Kultur?
Ich glaube, das Thema “sich verkaufen können”, liegt den Menschen in Amerika einfach im Blut. Vielleicht liegt es auch ein bisschen an der Sprache, da vieles auf Englisch knackiger, leichter und charmanter klingt. Vom Gründerwesen her ist es in Amerika dahingehend leichter, da die Menschen zunächst einmal herausfinden möchten, welche Bedürfnisse die gewünschte Zielgruppe hat, um darauf basierend ein Produkt zur Problemlösung zu entwickeln. Im Vorfeld wird daher viel mehr Research betrieben. Man baut so ein qualitativ hochwertiges Produkt, das man dann auch skalieren kann. Außerdem erhält man in Amerika mit einer Unternehmensidee deutlich leichter Venture Capital als in Deutschland. Du besitzt ein Pitch-Deck, eine geile Idee und Fakten im Gepäck, die du belegen kannst, dann bekommst du auch das gewünschte Geld. In Deutschland wiederum muss man viel mehr vorweisen, um ein bisschen Geld einzusammeln.
In den USA fängt es allein schon damit an, dass die Leute gesprächsbereiter und viel offener beim Networking sind. Selbst im Supermarkt fällt es einem sehr leicht, mit einer anderen Person ins Gespräch zu kommen. Man hat einfach das Gefühl, dass sie Lust dazu haben, andere Menschen kennenzulernen. In Deutschland steht man vergleichsweise eher grimmig an der Bushaltestelle und hat keine Lust mit Jemandem zu sprechen.
Wie genau darf man sich die Produktplatzierung in Airbnbs mit Roamlike vorstellen? Kannst du uns ein bisschen durch den Prozess führen?
Als Vermieter von einer Ferienunterkunft kannst du dich auf unserer Website registrieren. Du zeigst uns einfach, was für ein Apartment du hast und wir zeigen dir dann, welche Produkte zu deiner Wohnung passen. Diese sind dann wiederum gesponsert von unseren Kooperationspartnern. Du bekommst die Produkte und stellst sie deinen Gästen bereit, deine Gäste haben Spaß mit den Produkten und den besten Urlaub ihres Lebens. Begleitet wird das Ganze von “Welcome Book”, unserem digitalen Reiseführer. Darin kannst du als Gastgeber alle notwendigen Informationen aufbereiten. Adresse, Wifi-Code, Tipps für die Umgebung oder Produktdetails, wie zum Beispiel eine Verlinkung zum Webshop des Anbieters. Das hat den Vorteil, dass nicht nur die Gäste glücklich sind, sondern unsere Gastgeber auch überproportional gut bewerten werden.
Wo steht ihr jetzt und wie kommt man als kleines Startup an Kooperationspartner wie L’Oréal?
Witzigerweise kam der erste Kontakt zu L’Oréal aus der Uni. Als Gründer braucht man ein gutes Netzwerk, das ist super wertvoll. Allein um herauszufinden, ob das, was man gerade macht, für andere interessant sein könnte. Du bekommst Feedback und wenn es ein spannendes Thema ist, dann auch oft positives. L’Oréal ist ein Beispiel, andere Kunden wie Tchibo und Beiersdorf kamen durch den Next Commerce Accelerator, der Investor, der mit uns gemeinsam gegründet hat, auf uns zu. Dadurch haben wir zum einen Kapital eingesammelt, aber auch Zugang zu Workshops und Mentoring Sessions erhalten. Welche wir wiederum zur Vorstellung bei namhaften Consumer Brands nutzen konnten.
Die Teilnahme an verschiedenen Accelerator Programmen kann nicht pauschal bewertet werden. Einige sind nur heiße Luft, bei anderen hingegen lohnt es sich, Zeit und eigene Ressourcen zu investieren oder sogar ein Equity Share vorzunehmen.
Was habt ihr für 2020 geplant?
Roamlike bereitet aktuell eine neue Investitionsrunde vor, dass bedeutet, wir nehmen wieder neues Kapital auf, um das Wachstum massiv zu beschleunigen. Und dann geht es darum, die 1. Millionen Reisegäste anzupeilen und die entsprechenden Unterkünfte mit Produkten zu bestücken. Des Weiteren geht es uns darum, den Reichweitenausbau voranzutreiben, sowie noch mehr Sales und weitere Markenpartner hinzuzugewinnen.
Was für Mindestvoraussetzungen muss man erfüllen, damit man beispielsweise als Startup mit euch zusammenarbeiten kann?
In der Regel gehen wir von einem Vollsponsoring aus, das heißt wir kaufen die Produkte nicht. Anders steht es um Gebrauchsgüter wie beispielsweise einer Couch oder einer Matratze, da überlegen wir, ob wir mit Discounts arbeiten. Nichtsdestotrotz muss man als Unternehmen erstmal die Kraft haben, Produkte kostenlos herausgeben zu können. Hinzu kommen eine von uns berechnete Gebühr für das Projektmanagement plus die Versandkosten. Dies kann je nach Produktmenge und Anzahl der bestückten Unterkünfte entsprechend zu Buche schlagen.
Außer einem Produkt mit einer B2C Zielgruppe und einem bisschen Geld, um die Kosten zu decken, brauchst du als Startup bei uns nicht viel, um gelistet zu werden. Darüber hinaus hat es den Vorteil, dass man, gerade in der Frühphase seiner Produktentwicklung, das Produkt bereits an einer entsprechenden Zielgruppe testen kann. Ein Feedback erhält und damit entsprechende Optimierungen vornehmen kann.
Um mal ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern. Eine nette gemeinsame Story ist, dass ich selbst als Gründerin eigentlich erst durch dich in die Startup-Szene gerutscht bin. Genauer gesagt dadurch, dass ihr mich vor gut einem Jahr gefragt habt, ob ich euch bei der eine Markenrecherche etwas unterstützen kann. Magst du die Geschichte dahinter vielleicht erzählen?
Sehr gerne, ursprünglich hießen wir Plaze und sind dann später darüber gestolpert, dass es diesen Namen schon gibt. Wir hatten seit November 2017 unter diesen Namen agiert. Im April 2018 haben wir dann festgestellt, dass jemand anderes diesen Namen beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) angemeldet hatte. Wir waren zunächst natürlich sehr verunsichert und haben dann dich gefragt, ob du genaueres weißt. Du hast damals direkt geholfen, dich reingefuchst, losgelegt und in Zusammenarbeit mit deinem Professor aus der Uni untersucht, was man tun könnte. Leider kam dabei heraus, dass wir den Namen Plaze besser nicht weiter verwenden sollten, wenn wir uns viel Zeit, Kosten und Aufwand ersparen wollen. So kam es schlussendlich dazu, dass wir uns entschieden, unter dem Namen Roamlike weiterzumachen.
Wir waren für die Hilfe mehr als dankbar, da wir uns in dieser Phase absolut nicht mit solch juristischem Kram auseinandersetzen wollten. Wir hatten in dieser Phase der Gründung einfach gar nicht den Kopf, die Zeit und das Geld dafür, uns alleine tiefergehendes juristisches Verständnis anzueignen oder dafür zu zahlen. Und da uns als Marke zu dem Zeitpunkt eh noch keiner so richtig kannte, war der Namenswechsel kein großes Problem. Intern haben wir aber schon ein wenig an dem Namen gehangen.
Mein Tipp: Wenn ihr euch einen Namen ausgesucht habt, die Domain noch frei ist und bis dahin keine Marke von jemand anderem angemeldet worden ist, dann kauft euch die Domain und meldet schnellstmöglich auch die Marke an, damit diese für euch geschützt ist. Auf RAKETENSTART werdet ihr zukünftig lernen können, wie man selbst eine solche Recherche durchführt und worauf man bei Namen achten muss. Es kostet zwar zunächst etwas Geld, eine Marke anzumelden, aber man erspart sich später den Pain, eine Abmahnung zu kassieren oder ein Rebranding vornehmen zu müssen.
Aus dieser Situation mit Jens ist dann knapp ein Jahr später auch die Idee für RAKETENSTART entstanden, um Gründern Hilfe zur juristischen Selbsthilfe zu leisten.
Jens, gibt es denn sonst noch weitere Legal Fuckups, über die du berichten möchtest? Wie siehts beispielsweise mit dem Thema Datenschutz aus?
Unsere Kundendaten sind natürlich komplett anonymisiert und wir legen auch großen Wert auf Datensparsamkeit. Aber in das Thema Datenschutz mussten wir uns auch erstmal rein arbeiten. Weshalb deine Idee mit einer juristischen Wissensplattform an dieser Stelle auch wieder sehr wertvoll gewesen wäre. Wir haben uns dann mit einer Fachkanzlei in Verbindung gesetzt und für die Ausfertigung auch eine Stange Geld bezahlt.
Zuletzt hatten wir dann noch das Thema Impressumsaktualität, weil wir umgezogen sind und sich die Büroadresse geändert hatte. Das ist mir erst zwei Tage später aufgefallen, was aber schlimmsten Fall schon zur Abmahnung hätte führen können.
Zum Thema Geld: Ihr bereitet ja aktuell eine neue Investorenrunde vor. Wie ist das für euch als Gründer, wenn man diese Art von fetten Verträgen vorgelegt bekommt?
Da gibt es eine witzige Anekdote, weil wir bei unseren ersten Investor Next Commerce Accelerator den Ruf weg haben: “Hoffentlich lest ihr die Verträge nicht wie die Roamlike-Jungs”, weil wir sehr genau unsere Verträge lesen und prüfen. Wir achten aber auch auf eine gute Kundenbeziehung. Also darauf, dass man sich nicht in die Haare kriegt und seinen Vertragspartnern kulant gegenüber ist.
Magst du uns abschließend vielleicht noch etwas aus deinem Sales und Marketing Nähkästchen berichten? Wie löst ihr als Plattformanbieter zum Beispiel das Henne-Ei-Problem, dass zwei Seiten gleichzeitig wachsen müssen?
Als Marktplatzmodell müssen wir dafür sorgen, dass zwei Seiten gleichzeitig wachsen, also die Gruppe der Markenpartner und die der Gastgeber. Sonst sind beide Seiten unzufrieden. Wir haben unsere Idee mit einem MVP (Minimum Viable Product) getestet. Das heißt Gastgeber von Airbnb- oder Ferienunterkünften konnten sich bei uns anmelden und wir haben sie dann, aus eigener Tasche, kostenlos mit Prinzenrolle ausgestattet. Die Aktion ist nach zwei Tagen auf mydealz völlig durch die Decke gegangen. Wir haben am Ende 400-500 € für Prinzenrolle ausgegeben. Aufgrund dieser überwältigenden Resonanz haben wir erkannt, dass ein großer Markt besteht und unser Geschäftsmodell danach ausgerichtet.
Letztendlich hatten wir Glück, direkt zu Beginn einige Markenpartner für uns gewinnen zu können, die Produkte zur Verfügung gestellt und sogar für die Platzierung gezahlt haben. Jedoch haben wir auch schnell gemerkt, dass es schwer ist, den großen Bedarf zu decken und immer mehr coole Produkte für die Plattform zu finden, um die Kundenbedürfnisse zu befriedigen. Wir sehen aber auch, dass aufgrund unserer guten PR-Arbeit immer mehr Marken auf uns zukommen, um ihre Produkte über die Plattform platzieren zu lassen. Zukünftig möchten wir aber auch verstärkt mit lokalen Unternehmen kooperieren, wie beispielsweise Theatern oder charmanten Cafés und immer mehr Produktneuheiten platzieren. Und so unsere Vision leben, gemeinsam mit unseren Gastgebern und Markenpartner dafür zu sorgen, dass der Urlaub unserer Gäste zu einem außergewöhnlichen Erlebnis und Geheimtipp wird. Zur ehrlichsten Werbeform der Welt!