Nucaro okäse Raketenstart Blog

Mauro Nucaro wurde der gute Geschmack und die Leidenschaft für hochwertiges Essen durch seine italienischen Wurzeln quasi in die Wiege gelegt. Für ihn waren die Pakete aus Italien von seiner Oma „Nonna Palma“ immer das, worauf er sich am meisten freute. Mauro ist der Meinung, dass Geld für gutes Essen nie verschwendetes Geld ist. Warum er inzwischen mit Okäse einer der Online-Revolutionäre der Lebensmittelbranche ist und warum Käse für ihn mehr als nur ein Lebensmittel ist, erfahrt ihr RAKETENSTART-Interview.

Hinweis: Das Interview ist eine schriftlich gefasste Form der RAKETENSTART-Podcastfolge mit Mauro. Es handelt sich nicht um 1-zu-1-Zitate.

Als großer Foodie freue ich mich heute ganz besonders darüber, Mauro bei uns begrüßen zu dürfen. Mauro, magst du erzählen, was du mit Okäse geschaffen hast?

Ich verkaufe Käse, tatsächlich nur online und das jetzt schon seit 2 Jahren. Entstanden ist die Idee aus der Not heraus, keinen guten Zugang zu hochwertigem Käse zu bekommen. Hier in Köln gibt es zwar ein bis zwei Adressen, die hochwertigen Käse verkaufen. Aber nach dem ganzen Alltagsstress noch loszugehen, ist schon eher kompliziert. Dazu kommt, dass das Ambiente nicht unbedingt die Zielgruppe der 20 bis 25-Jährigen anspricht.

Ich hatte Lust zu gründen, bin systematisch rangegangen und habe mir überlegt, was ich für Kompetenzen habe. Dazu zählt hauptsächlich Online-Marketing, Websites bauen und Essen, insbesondere Käse, liegen mir einfach sehr am Herzen. So habe ich nach und nach angefangen, meine Idee zu verfolgen und jetzt sitze ich, zwei Jahre später, hier.

Durch meine italienischen Vorfahren spielen Lebensmittel und Kochen eine große Rolle in meinem Leben. Das Erlebnis von früher, wenn ich aus Italien von meiner Oma Boxen voll mit leckerem Essen geschickt bekommen habe, sodass mir wirklich das Herz vor Freude aufgegangen ist, brachte die Idee für den Okäse-Shop. Dass meine Kunden ein ebenso tolles Erlebnis haben, wenn mein Käse bei ihnen ankommt, ist meine Vision.

Käse ist auch heute noch ein absolut traditionsreiches Produkt, wofür unglaublich viel Erfahrung benötigt wird. Die Gabe, leckeren Käse produzieren zu können, die ganze Geschichte und der Aufwand, der hinter dem Produkt steckt, wird heute gar nicht mehr wahrgenommen. Das liegt aber weniger daran, dass das Wissen nicht vorhanden ist, sondern eher daran, dass dies auf einer falschen Basis, durch falsche Kommunikation rübergebracht wird. Deswegen versuche ich mit Okäse, das Thema jünger zu gestalten und die Kommunikation wieder aufzugreifen. 

Du veranstaltest auch Käse-Tastings. Ist das dein Weg, diese Art von Kommunikation zu etablieren? 

Richtig. Weintastings sind weit verbreitet, wobei Käse eher als Beilage verwendet wird. Dabei kann Käse so viel mehr sein als das. Vielleicht liegt es daran, dass Käse nur aus dem Supermarkt bekannt ist, wo es nicht immer die beste Qualität gibt. Gute Qualität kostet und ich verstehe es, wenn man sich Käse nur monatlich gönnen möchte.

Mein Ziel ist es, den Kunden an den bewussteren Genuss hochwertigen Käses zu führen. Deswegen will ich ihn wieder in den Vordergrund rücken und habe mich entschieden, Käsetastings zu veranstalten. Zu dem Käse wird aber nicht, wie üblich, Wein gereicht, sondern Craft Beer. Man hat so ein Alleinstellungsmerkmal und die Kombi ist etwas Außergewöhnliches, was trotzdem sehr gut zusammenpasst. Mit Bier hat man direkt einen ganz anderen Zugang zum Erlebnis. Es gibt unglaublich viele verschiedene Aromen und Sorten, so dass die Kombination viel mehr Spaß macht.

Die Okäse-Tastings finden entweder in verschiedenen Städten statt oder man bucht für eine Gruppe ab 10 Leuten ein Tasting als private Veranstaltung, die auch Zuhause stattfinden kann. 

Hast du denn einen Background im Lebensmittelbereich, der dir den Einstieg in ein so traditionelles Geschäft erleichtert hat? 

Nein. Ich habe eigentlich Wirtschaftswissenschaften studiert, war lange im Online-Marketing-Bereich tätig, aber auch da habe ich nichts im Lebensmittelbereich gemacht. Alles rund um das Thema Käse musste ich mir selber aneignen. Anfangs war ich ein bisschen verloren, aber irgendwann findet man in die Thematik, wenn man sich den ganzen Tag damit befasst. Direkt von Anfang an war es mir wichtig, dass ich den Käse nicht selbst lagern muss. Die ganze Problematik rund um Lagerung und Haltbarkeit sollte gut abgedeckt sein. Besonders am Anfang hat man starke Schwankungen in den Bestellungen und durch die Auswahl, die man seinen Kunden bieten will, hätte ich viel wegwerfen müssen, sodass ich den Part direkt ausgelagert habe.

Für meinen Partner, der die Aufgabe übernommen hat, ein Käsefachgeschäft, und für mich war es so eine absolute Win-Win-Situation. Das Fachgeschäft generiert mehr Umsatz, der in einem solchen Maße im alltäglichen Geschäft nur sehr selten vorkommt und ich habe eine qualifizierte Lagerungsstätte, die weiß, was sie tut. Von Ablauf her läuft die Bestellung dann so, dass sie von uns an das Fachgeschäft weitergeleitet wird. Dort wird dann vier mal wöchentlich an das Verpackungslager gesendet, sodass der Käse für den Transport für den Endverbraucher fertig gemacht wird. Dann geht’s über DHL zum Kunden, der 48 Stunden nach der Bestellung sein Päckchen erhält. 

Das klingt ja sehr gut, wie es gerade bei dir läuft. Was sind denn dann deine nächsten Pläne, auch für 2020? Du hast ja gerade auch das Gründerstipendium NRW bekommen, oder? 

Genau, das Gründerstipendium ist eine super Sache. Pro Gründer bekommt man pro Monat 1000 Euro und die bringen einen wirklich einen Schritt weiter. Ausruhen kann man sich in Köln mit der Summe allerdings nicht, so dass ich auch noch ab und an dem einen oder anderen Job nachgehe. 

Für 2020 würde ich gerne die Okäse-Tastings noch weiter ausbauen. Derzeit sind sie in sechs Städten, hauptsächlich in NRW und in Hamburg. Zudem werde ich noch viel mehr Content produzieren. Es gibt ganz viele spannende Plattformen, wie LinkedIn oder Pinterest, deren Contentproduktion aber viel Zeit in Anspruch nimmt. Dann würde ich gerne mit dem Unternehmen mehr wachsen und noch ein paar Mitarbeiter einstellen. Alleine ist zwar schön, da man alles was man sich in den Kopf gesetzt hat, machen kann. Aber wenn man mit mehreren ist, ist die Umsetzung wesentlich einfacher.

Derzeit überlege ich, ob nicht mein derzeitiger Partner mit einsteigen soll und ich bin gespannt, wie die Zusammenarbeit dann 2020 aussieht. Und der Sport soll auch nicht mehr zu kurz kommen. Die letzten zwei Jahre habe ich mir sehr wenig Zeit für mich genommen und möchte einfach nicht, dass mein Ausgleich auch dieses Jahr darunter leidet. Zwar kann man wahrscheinlich schneller wachsen, wenn man mehr Zeit in das Unternehmen investiert. Hier bleibt jedoch die Frage, wie lange und wie qualitativ die Energie ist, die dort reingesteckt wird, wenn man ständig überarbeitet ist. 

Wie kommt es eigentlich, dass noch niemand vor dir die Idee hatte? Gerade im Zeitalter der Digitalisierung sollte man doch meinen, dass alles über das Internet verkauft wird. 

Tatsächlich war ich damals selbst sehr überrascht. Es gab nur einen größeren Konkurrenten und ein paar kleinere, die es jetzt nicht mehr gibt. In dem Markt steckt also noch viel Potential.

Im Bereich Fleisch kannte ich das eher und da ist es auch durchaus üblich, für gute Qualität mehr Geld auf den Tisch zu legen. Klar, bediene ich keinen Markt, bei dem Kunden mir die Tür einrennen, aber es gibt eben ein gewisses Suchvolumen. Ich glaube, das Problem ist, dass dem Kunden der Zugang zu Käse fehlt, aber ich denke, das kommt noch. Bei den Okäse-Tastings merke ich, wie die Kunden immer mehr ein Verständnis dafür aufbauen. Außerdem erkennen sie, dass man gute Qualität eben auch rausschmeckt und man sich nicht mit dem zufrieden geben muss, was man im Discounter bekommt. Und ich glaube, wenn das Verständnis erstmal da ist und dann festgestellt wird, dass ein adäquates Produkt in der Nähe nicht zu bekommen ist, wird die Nachfrage einfach immer größer werden. 

Wie kam es überhaupt zu dem Namen Okäse? 

Das war tatsächlich eine Schnapsidee. Ich hatte zwar schon etwas länger das Konzept und war auf der Suche nach einem Namen. Nach einer langen Nacht lag ich im Bett und mir ist einfach „Okäse“ in den Sinn gekommen. Ich hab dann einfach die Domain gekauft, die tatsächlich noch frei war und dachte mir, dass man sie immer noch später verwenden kann, wenn aus meinem Einfall nichts weiter geworden wäre.

Ausschlaggebend, dass ich den Einfall überhaupt hatte, war Stromberg. Ich bin riesiger Strombergfan, der das Wort Okäse ja auch immer benutzt als Wortspiel für das Wort OK. Viele kennen das allerdings nicht und denken dann bei uns, es steht für Online-Käse, worauf ich persönlich nie gekommen wäre. Die Wortspielereien wollte ich ursprünglich noch weiter mit einbauen und hatte in einer Bestellbestätigung auch noch Bis Baldrian drinstehen. Letztendlich habe ich mich aber doch dagegen entschieden, weil es eben nicht auf Anhieb richtig verstanden wurde. 

Du hast ja selbst auch noch einen Podcast. Magst du darüber was noch erzählen? 

Sehr gerne. „Mittlere Reife“ heißt er und wir reden nicht nur über Käse, sondern über das Spektrum des Gründerlebens. Wie geht es voran? Was macht einen fertig? Wie stressig ist es wirklich? Das sind alles Themen, in die ich früher schon gerne reingeschaut hätte, um zu wissen, was so ungefähr auf einen zukommt. Das mach ich mit einem alten Freund und Arbeitskollegen zusammen. Der Name hat zwei Bezugspunkte, einmal den Käse, aber auch zum Gründer als solchen, der noch ganz am Anfang steht und wir haben uns sehr lange Gedanken darüber gemacht.  

E-Commerce boomt in Zeiten der Digitalisierung. Es ist ja in Deutschland nicht gerade einfach, sich eine Website aufzubauen, was gab es denn bei dir für rechtliche und technische Probleme und wie hast du sie gelöst? 

Von der technischen Seite wurde E-Commerce immer einfacherer, gerade mit so Lösungen wie Shopify. Aus rechtlicher Sicht hat es aber erhebliche Tücken gegeben, in die man sich einlesen muss. Was den Shop angeht, habe ich das Glück, dass ich eben aus der Branche komme und weiß, worauf ich zu achten habe, wie beispielsweise Allgemeine Geschäftsbedingungen. Klar weiß ich, dass sie Pflicht sind, aber formulieren kann ich keine.

Vor kurzem hatte ich erst eine Kooperation mit einer Influencerin, mit der ich vereinbart hatte, dass ich die Bilder für meine Website nutzen darf, habe sie aber auch für Instagram verwendet. Dann kam sie auf mich zu, war selbst Jurastudentin und hat mich dann aufgeklärt, wie das laufen muss und dass man eben für alles gesonderte Vereinbarungen braucht. Das Problem hab ich glücklicherweise schnell klären können über meine Kontakte, aber es ist schon wirklich anstrengend, ständig sein Netzwerk aktivieren zu müssen, eben weil es keine adäquaten Lösungen gibt, die einem auf einmal sagen, worauf genau man zu achten hat, ohne dass es teuer wird. Zwar gibt es Check-Listen, auf die man zurückgreifen kann, aber gerade im schnelllebigen Onlinehandel ist es wichtig, immer auf dem neusten Stand zu sein. 

Du hast eben erzählt, dass du in deinem Podcast über persönliche Probleme sprichst. Hast du Tipps für zukünftige Gründer, damit sie nicht dieselben Fehler machen? 

Ich erinnere mich, dass ich bei vielen Sachen einfach ins kalte Wasser springen musste. Außerdem hätte ich wirklich nie gedacht, dass ich irgendwann mal vor einer Gruppe von 20 bis 25 Leuten stehe und denen etwas über Käse erzähle, das wäre für mich wirklich nie in Frage gekommen.

Ich kann jedem nur raten, etwas weniger Angst oder Respekt vor dem Unbekannten zu haben oder sich die Sachen größer darzustellen, als sie sind. Auch ist es sinnvoll, sich von Anfang an mit so vielen Leuten über die Idee auszutauschen und die Angst davor abzulegen, was andere denken. Optimistisch sein, man wird zwar Fehler machen, aber man kann nicht immer alles richtig machen. 

HIER KANNST DU DEN PODCAST ANHÖREN:

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Käse im Internet bestellen? – Wie Okäse-Gründer Mauro Nucaro den Online-Lebensmittelhandel revolutioniert

Nucaro okäse Raketenstart Blog

Mauro Nucaro wurde der gute Geschmack und die Leidenschaft für hochwertiges Essen durch seine italienischen Wurzeln quasi in die Wiege gelegt. Für ihn waren die Pakete aus Italien von seiner Oma „Nonna Palma“ immer das, worauf er sich am meisten freute. Mauro ist der Meinung, dass Geld für gutes Essen nie verschwendetes Geld ist. Warum er inzwischen mit Okäse einer der Online-Revolutionäre der Lebensmittelbranche ist und warum Käse für ihn mehr als nur ein Lebensmittel ist, erfahrt ihr RAKETENSTART-Interview.

Hinweis: Das Interview ist eine schriftlich gefasste Form der RAKETENSTART-Podcastfolge mit Mauro. Es handelt sich nicht um 1-zu-1-Zitate.

Als großer Foodie freue ich mich heute ganz besonders darüber, Mauro bei uns begrüßen zu dürfen. Mauro, magst du erzählen, was du mit Okäse geschaffen hast?

Ich verkaufe Käse, tatsächlich nur online und das jetzt schon seit 2 Jahren. Entstanden ist die Idee aus der Not heraus, keinen guten Zugang zu hochwertigem Käse zu bekommen. Hier in Köln gibt es zwar ein bis zwei Adressen, die hochwertigen Käse verkaufen. Aber nach dem ganzen Alltagsstress noch loszugehen, ist schon eher kompliziert. Dazu kommt, dass das Ambiente nicht unbedingt die Zielgruppe der 20 bis 25-Jährigen anspricht.

Ich hatte Lust zu gründen, bin systematisch rangegangen und habe mir überlegt, was ich für Kompetenzen habe. Dazu zählt hauptsächlich Online-Marketing, Websites bauen und Essen, insbesondere Käse, liegen mir einfach sehr am Herzen. So habe ich nach und nach angefangen, meine Idee zu verfolgen und jetzt sitze ich, zwei Jahre später, hier.

Durch meine italienischen Vorfahren spielen Lebensmittel und Kochen eine große Rolle in meinem Leben. Das Erlebnis von früher, wenn ich aus Italien von meiner Oma Boxen voll mit leckerem Essen geschickt bekommen habe, sodass mir wirklich das Herz vor Freude aufgegangen ist, brachte die Idee für den Okäse-Shop. Dass meine Kunden ein ebenso tolles Erlebnis haben, wenn mein Käse bei ihnen ankommt, ist meine Vision.

Käse ist auch heute noch ein absolut traditionsreiches Produkt, wofür unglaublich viel Erfahrung benötigt wird. Die Gabe, leckeren Käse produzieren zu können, die ganze Geschichte und der Aufwand, der hinter dem Produkt steckt, wird heute gar nicht mehr wahrgenommen. Das liegt aber weniger daran, dass das Wissen nicht vorhanden ist, sondern eher daran, dass dies auf einer falschen Basis, durch falsche Kommunikation rübergebracht wird. Deswegen versuche ich mit Okäse, das Thema jünger zu gestalten und die Kommunikation wieder aufzugreifen. 

Du veranstaltest auch Käse-Tastings. Ist das dein Weg, diese Art von Kommunikation zu etablieren? 

Richtig. Weintastings sind weit verbreitet, wobei Käse eher als Beilage verwendet wird. Dabei kann Käse so viel mehr sein als das. Vielleicht liegt es daran, dass Käse nur aus dem Supermarkt bekannt ist, wo es nicht immer die beste Qualität gibt. Gute Qualität kostet und ich verstehe es, wenn man sich Käse nur monatlich gönnen möchte.

Mein Ziel ist es, den Kunden an den bewussteren Genuss hochwertigen Käses zu führen. Deswegen will ich ihn wieder in den Vordergrund rücken und habe mich entschieden, Käsetastings zu veranstalten. Zu dem Käse wird aber nicht, wie üblich, Wein gereicht, sondern Craft Beer. Man hat so ein Alleinstellungsmerkmal und die Kombi ist etwas Außergewöhnliches, was trotzdem sehr gut zusammenpasst. Mit Bier hat man direkt einen ganz anderen Zugang zum Erlebnis. Es gibt unglaublich viele verschiedene Aromen und Sorten, so dass die Kombination viel mehr Spaß macht.

Die Okäse-Tastings finden entweder in verschiedenen Städten statt oder man bucht für eine Gruppe ab 10 Leuten ein Tasting als private Veranstaltung, die auch Zuhause stattfinden kann. 

Hast du denn einen Background im Lebensmittelbereich, der dir den Einstieg in ein so traditionelles Geschäft erleichtert hat? 

Nein. Ich habe eigentlich Wirtschaftswissenschaften studiert, war lange im Online-Marketing-Bereich tätig, aber auch da habe ich nichts im Lebensmittelbereich gemacht. Alles rund um das Thema Käse musste ich mir selber aneignen. Anfangs war ich ein bisschen verloren, aber irgendwann findet man in die Thematik, wenn man sich den ganzen Tag damit befasst. Direkt von Anfang an war es mir wichtig, dass ich den Käse nicht selbst lagern muss. Die ganze Problematik rund um Lagerung und Haltbarkeit sollte gut abgedeckt sein. Besonders am Anfang hat man starke Schwankungen in den Bestellungen und durch die Auswahl, die man seinen Kunden bieten will, hätte ich viel wegwerfen müssen, sodass ich den Part direkt ausgelagert habe.

Für meinen Partner, der die Aufgabe übernommen hat, ein Käsefachgeschäft, und für mich war es so eine absolute Win-Win-Situation. Das Fachgeschäft generiert mehr Umsatz, der in einem solchen Maße im alltäglichen Geschäft nur sehr selten vorkommt und ich habe eine qualifizierte Lagerungsstätte, die weiß, was sie tut. Von Ablauf her läuft die Bestellung dann so, dass sie von uns an das Fachgeschäft weitergeleitet wird. Dort wird dann vier mal wöchentlich an das Verpackungslager gesendet, sodass der Käse für den Transport für den Endverbraucher fertig gemacht wird. Dann geht’s über DHL zum Kunden, der 48 Stunden nach der Bestellung sein Päckchen erhält. 

Das klingt ja sehr gut, wie es gerade bei dir läuft. Was sind denn dann deine nächsten Pläne, auch für 2020? Du hast ja gerade auch das Gründerstipendium NRW bekommen, oder? 

Genau, das Gründerstipendium ist eine super Sache. Pro Gründer bekommt man pro Monat 1000 Euro und die bringen einen wirklich einen Schritt weiter. Ausruhen kann man sich in Köln mit der Summe allerdings nicht, so dass ich auch noch ab und an dem einen oder anderen Job nachgehe. 

Für 2020 würde ich gerne die Okäse-Tastings noch weiter ausbauen. Derzeit sind sie in sechs Städten, hauptsächlich in NRW und in Hamburg. Zudem werde ich noch viel mehr Content produzieren. Es gibt ganz viele spannende Plattformen, wie LinkedIn oder Pinterest, deren Contentproduktion aber viel Zeit in Anspruch nimmt. Dann würde ich gerne mit dem Unternehmen mehr wachsen und noch ein paar Mitarbeiter einstellen. Alleine ist zwar schön, da man alles was man sich in den Kopf gesetzt hat, machen kann. Aber wenn man mit mehreren ist, ist die Umsetzung wesentlich einfacher.

Derzeit überlege ich, ob nicht mein derzeitiger Partner mit einsteigen soll und ich bin gespannt, wie die Zusammenarbeit dann 2020 aussieht. Und der Sport soll auch nicht mehr zu kurz kommen. Die letzten zwei Jahre habe ich mir sehr wenig Zeit für mich genommen und möchte einfach nicht, dass mein Ausgleich auch dieses Jahr darunter leidet. Zwar kann man wahrscheinlich schneller wachsen, wenn man mehr Zeit in das Unternehmen investiert. Hier bleibt jedoch die Frage, wie lange und wie qualitativ die Energie ist, die dort reingesteckt wird, wenn man ständig überarbeitet ist. 

Wie kommt es eigentlich, dass noch niemand vor dir die Idee hatte? Gerade im Zeitalter der Digitalisierung sollte man doch meinen, dass alles über das Internet verkauft wird. 

Tatsächlich war ich damals selbst sehr überrascht. Es gab nur einen größeren Konkurrenten und ein paar kleinere, die es jetzt nicht mehr gibt. In dem Markt steckt also noch viel Potential.

Im Bereich Fleisch kannte ich das eher und da ist es auch durchaus üblich, für gute Qualität mehr Geld auf den Tisch zu legen. Klar, bediene ich keinen Markt, bei dem Kunden mir die Tür einrennen, aber es gibt eben ein gewisses Suchvolumen. Ich glaube, das Problem ist, dass dem Kunden der Zugang zu Käse fehlt, aber ich denke, das kommt noch. Bei den Okäse-Tastings merke ich, wie die Kunden immer mehr ein Verständnis dafür aufbauen. Außerdem erkennen sie, dass man gute Qualität eben auch rausschmeckt und man sich nicht mit dem zufrieden geben muss, was man im Discounter bekommt. Und ich glaube, wenn das Verständnis erstmal da ist und dann festgestellt wird, dass ein adäquates Produkt in der Nähe nicht zu bekommen ist, wird die Nachfrage einfach immer größer werden. 

Wie kam es überhaupt zu dem Namen Okäse? 

Das war tatsächlich eine Schnapsidee. Ich hatte zwar schon etwas länger das Konzept und war auf der Suche nach einem Namen. Nach einer langen Nacht lag ich im Bett und mir ist einfach „Okäse“ in den Sinn gekommen. Ich hab dann einfach die Domain gekauft, die tatsächlich noch frei war und dachte mir, dass man sie immer noch später verwenden kann, wenn aus meinem Einfall nichts weiter geworden wäre.

Ausschlaggebend, dass ich den Einfall überhaupt hatte, war Stromberg. Ich bin riesiger Strombergfan, der das Wort Okäse ja auch immer benutzt als Wortspiel für das Wort OK. Viele kennen das allerdings nicht und denken dann bei uns, es steht für Online-Käse, worauf ich persönlich nie gekommen wäre. Die Wortspielereien wollte ich ursprünglich noch weiter mit einbauen und hatte in einer Bestellbestätigung auch noch Bis Baldrian drinstehen. Letztendlich habe ich mich aber doch dagegen entschieden, weil es eben nicht auf Anhieb richtig verstanden wurde. 

Du hast ja selbst auch noch einen Podcast. Magst du darüber was noch erzählen? 

Sehr gerne. „Mittlere Reife“ heißt er und wir reden nicht nur über Käse, sondern über das Spektrum des Gründerlebens. Wie geht es voran? Was macht einen fertig? Wie stressig ist es wirklich? Das sind alles Themen, in die ich früher schon gerne reingeschaut hätte, um zu wissen, was so ungefähr auf einen zukommt. Das mach ich mit einem alten Freund und Arbeitskollegen zusammen. Der Name hat zwei Bezugspunkte, einmal den Käse, aber auch zum Gründer als solchen, der noch ganz am Anfang steht und wir haben uns sehr lange Gedanken darüber gemacht.  

E-Commerce boomt in Zeiten der Digitalisierung. Es ist ja in Deutschland nicht gerade einfach, sich eine Website aufzubauen, was gab es denn bei dir für rechtliche und technische Probleme und wie hast du sie gelöst? 

Von der technischen Seite wurde E-Commerce immer einfacherer, gerade mit so Lösungen wie Shopify. Aus rechtlicher Sicht hat es aber erhebliche Tücken gegeben, in die man sich einlesen muss. Was den Shop angeht, habe ich das Glück, dass ich eben aus der Branche komme und weiß, worauf ich zu achten habe, wie beispielsweise Allgemeine Geschäftsbedingungen. Klar weiß ich, dass sie Pflicht sind, aber formulieren kann ich keine.

Vor kurzem hatte ich erst eine Kooperation mit einer Influencerin, mit der ich vereinbart hatte, dass ich die Bilder für meine Website nutzen darf, habe sie aber auch für Instagram verwendet. Dann kam sie auf mich zu, war selbst Jurastudentin und hat mich dann aufgeklärt, wie das laufen muss und dass man eben für alles gesonderte Vereinbarungen braucht. Das Problem hab ich glücklicherweise schnell klären können über meine Kontakte, aber es ist schon wirklich anstrengend, ständig sein Netzwerk aktivieren zu müssen, eben weil es keine adäquaten Lösungen gibt, die einem auf einmal sagen, worauf genau man zu achten hat, ohne dass es teuer wird. Zwar gibt es Check-Listen, auf die man zurückgreifen kann, aber gerade im schnelllebigen Onlinehandel ist es wichtig, immer auf dem neusten Stand zu sein. 

Du hast eben erzählt, dass du in deinem Podcast über persönliche Probleme sprichst. Hast du Tipps für zukünftige Gründer, damit sie nicht dieselben Fehler machen? 

Ich erinnere mich, dass ich bei vielen Sachen einfach ins kalte Wasser springen musste. Außerdem hätte ich wirklich nie gedacht, dass ich irgendwann mal vor einer Gruppe von 20 bis 25 Leuten stehe und denen etwas über Käse erzähle, das wäre für mich wirklich nie in Frage gekommen.

Ich kann jedem nur raten, etwas weniger Angst oder Respekt vor dem Unbekannten zu haben oder sich die Sachen größer darzustellen, als sie sind. Auch ist es sinnvoll, sich von Anfang an mit so vielen Leuten über die Idee auszutauschen und die Angst davor abzulegen, was andere denken. Optimistisch sein, man wird zwar Fehler machen, aber man kann nicht immer alles richtig machen. 

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