Geschäftskonto eröffnen – Welche Arten gibt es und was musst du beachten? (1)

In der Gründerszene trifft man auf die verschiedensten Geschäftsmodelle und Ideen. Startups und ihre Branchen können nicht unterschiedlicher voneinander sein. Ebenso unterschiedlich sind natürlich auch ihre Zielgruppen, Kunden und Bedürfnisse. Trotz dieser elementaren Unterschiede bleiben aber einige Themen für Unternehmer* – egal ob Gründung in der Foodbranche oder im digitalen Marketing – gleich. Dazu gehört unter anderem das passende Geschäftskonto.
Welche Bank ist die richtige für dich und dein Unternehmen? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Diese Fragen beantworten wir dir in diesem Blog! Denn was oftmals als unangenehmes und nerviges Thema angesehen wird, ist eigentlich keine große Sache, wenn man sich richtig informiert. Du brauchst dafür nicht der absolute Zahlencrack sein, sondern musst nur wissen, worauf du achten musst und welche Möglichkeiten es gibt.
Wo kannst du dein Firmenkonto überhaupt eröffnen?
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten von Finanzdienstleistern, bei denen du dein Firmenkonto oder dein Geschäftskonto eröffnen kannst.
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Filialbanken
Die wohl klassischste Art von Bank, die wohl jeder kennt und bei der die meisten Menschen privat auch schon ein Konto haben oder zumindest hatten, ist die Filialbank. Dazu gehören die regional vernetzten Volksbanken und Sparkassen, aber auch größere Geldhäuser wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank. Diese werben oftmals mit ihrer Präsenz vor Ort, was auch ihr größter Vorteil gegenüber den anderen Anbietern ist.
Du wirst dort als Kunde persönlich beraten und hast einen festen Ansprechpartner bei Fragen und Problemen. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass du nur vor Ort Zugriff auf dein Konto hast. Inzwischen hat jede Filialbank auch einen Online-Service. Zusätzlich bieten diese als einziger Anbieter die Möglichkeit an, Bargeld einzuzahlen, was für manche Unternehmen unumgänglich ist.
Dieser Service hat aber leider seinen Preis. Ein Firmenkonto bei einer Filialbank ist im Gegensatz zu den anderen Möglichkeiten im Vergleich meistens recht teuer. Neben einer monatlichen Kontoführungsgebühr erheben sie oftmals auch Gebühren für Überweisungen oder Lastschriften, die vom Konto ausgeführt werden. Hier solltest du dich informieren und abwägen, ob eine “Flatrate-Lösung” für dich in Frage kommt. Das wäre dann ein Konto, bei dem du monatlich eine höhere Grundgebühr zahlst, aber dafür nichts zusätzlich für Überweisungen oder Ähnliches.
So geht’s:
Hast du dich für die Filialbank entschieden, ist es im Grunde genommen sehr einfach, ein Konto zu eröffnen. Du benötigst lediglich deinen (gültigen) Personalausweis oder Reisepass und eventuell Kontoverbindungen für Daueraufträge. In der Regel ist nicht einmal ein Termin notwendig, du kannst also jederzeit zu deiner ausgewählten Bankfiliale gehen und dein Firmenkonto eröffnen.
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Direktbanken
Direktbanken funktionieren grundsätzlich ähnlich wie Filialbanken mit dem Unterschied, dass sie keine Filialen vor Ort haben. Es sind also quasi reine “Online-Banken”. Dies hat den Vorteil, dass sie ihre Konten günstiger anbieten können und du somit monatlich Geld sparen kannst. Im Gegenzug dafür musst du zumeist auf einen direkten Ansprechpartner und vor allem die Möglichkeit, Bargeld auf dein Firmenkonto einzuzahlen, verzichten.
Wenn du dein Firmenkonto nur für einfache Zahlungen nutzt, keinen Bargeldverkehr hast und zunächst keine weitere Beratung in Finanzthemen benötigst, ist eine Direktbank absolut ausreichend für dich. Wenn du jedoch darüber hinaus in naher Zukunft noch beabsichtigst, auch einen Kredit aufzunehmen oder dich in Sachen Geldanlage beraten zu lassen, ist vielleicht eine Filialbank besser für dich geeignet.
So geht’s:
Du hast dich für die Direktbank entschieden und möchtest nun ein Firmenkonto eröffnen? Im Gegensatz zu den Filialbanken findet dieser Prozess hauptsächlich online statt.
Du gehst einfach auf die Homepage der Direktbank und füllst das passende Antragsformular aus. Manche Banken verlangen, dass du dieses Formular ausdruckst und postalisch zusendest. Da du nicht persönlich bei der Bank erscheinst, wird deine Identität durch das Postident-Verfahren nachgewiesen. Hierfür gehst du mit deinem Antragsformular sowie einem gültigen Ausweisdokument in eine Filiale der Deutschen Post. Mittlerweile bieten einige Banken statt dem Postident-Verfahren auch Video-Ident an, wo deine Identität mithilfe eines Videos nachgewiesen wird.
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Fintech-Unternehmen
Eine relativ neue und innovative Möglichkeit, ein Firmenkonto zu eröffnen, bieten sogenannte Fintech-Unternehmen. Neben dem gewöhnlichen Konto bieten Firmen wie Holvi, Penta oder Kontist zusätzlich andere digitale Dienstleistungen wie die Rechnungserstellung oder Hilfe zur Buchführung an. Auch sie sind sehr kostengünstig, bieten bisher jedoch auch weder Kredite, noch die Möglichkeit Geld anzulegen, an.
Das letzte wichtige Thema, das hier nicht unerwähnt bleiben soll, ist die Sicherheit des Geldes. Alle Banken der ersten beiden Bankenformen (Filial- und Direktbank) unterliegen in Deutschland dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken. Dieser gewährleistet, dass 100.000€ deines Geldes auf dem Firmenkonto im Falle einer Insolvenz der Bank geschützt sind und du sie innerhalb von 7 Tagen erstattet bekommst.
Bei Fintech-Unternehmen ist das leider nicht immer der Fall, da sie zum einen keinen deutschen Hauptsitz haben, wie zum Beispiel Holvi, oder aber nicht offiziell als Bank angesehen werden und somit auch nicht dem Einlagensicherungsfonds angehören. Da solche Unternehmen oftmals noch recht jung sind und ihr Geschäftsmodell nicht immer ganz klar ist, solltest du auch das bei deiner Wahl beachten.
So geht’s:
Ein Firmenkonto bei einem Fintech-Unternehmen zu eröffnen, deckt sich zu einem großen Teil mit der Eröffnung eines Kontos bei einer Direktbank. Der Unterschied liegt aber darin, dass bei Fintech-Unternehmen nicht auf Postident-Verfahren zurückgegriffen wird, sondern die Identität ausschließlich per Video überprüft wird. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass du im Gegensatz zu den Direktbanken oder Filialbanken zusätzlich noch einen Wohnsitznachweis erbringen musst. Das erfolgt zum Beispiel über Stromrechnungen oder auch Kontoauszüge, auf denen Name und Adresse zu sehen sind. Die angeforderten Dokumente lädst du anschließend online hoch.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass
- eine Filialbank die passende Wahl sein könnte, wenn du Wert darauf legst, selbst Bargeld einzahlen zu können.
- eine Direktbank ausreichen kann, wenn du Geld sparen möchtest, dein Firmenkonto erstmal nur zur reinen Zahlungsabwicklung nutzt und du keine umfassende Beratung vor Ort benötigst.
- du dich bei Fintech-Unternehmen, die noch nicht so etabliert sind, erkundigen könntest, wenn du zusätzlich zum Firmenkonto auch weitere Dienstleistungen aus einer Hand in Anspruch nehmen willst, dir aber bewusst bist, dass das ein kleines Risiko bergen kann.
Den passenden Anbieter für ein Firmenkonto zu finden ist also kein Hexenwerk und du solltest dir von verschiedenen Anbietern ein Angebot einholen. Mache dir zusätzlich bewusst, dass du in diesem Fall der Kunde bist und es einen Wettbewerb um dich und dein Unternehmen gibt!
Zudem legst du dich bei der Wahl des Firmenkontos keineswegs für immer fest. Es gibt meistens keine Vertragslaufzeiten und fast alle Banken bieten einen kostenlosen Wechselservice an. Hab also keine Scheu und beschäftige dich frühzeitig mit der Thematik, damit du dich anschließend wieder voll auf dein Startup konzentrieren kannst!

Madeleine Heuts
Madeleine Heuts ist Juristin, Gründerin und CEO von RAKETENSTART.
Noch während ihres Jura-Studiums in Bonn stellte Madeleine schnell fest, dass für Nichtjuristen und vor allem Gründer in Deutschland bisher kein umfassender Zugang zu Recht besteht. Um kreative Köpfe und Visionäre bei der Umsetzung ihrer Ideen zu unterstützen, verknüpft Madeleine mit RAKETENSTART neben juristischer Expertise ein feines Gespür für Branding- und Marketingstrategien mit neuen Technologien.