Recht
Feb 28, 2024

Steckbrief zur OHG – Offene Handelsgesellschaft

Entscheide klug: Unser Steckbrief erklärt dir alles über die OHG-Rechtsform. Von Haftung bis Gründungskosten – so findest du heraus, ob die OHG zu dir passt. 🤓📈 #Unternehmensgründung

Steckbrief zur OHG – Offene Handelsgesellschaft

Fragst du dich, welche Rechtsform die richtige für dein Unternehmen ist?

Dabei spielen verschiedene Faktoren, die den gesamten Verlauf deines Unternehmens mit beeinflussen, eine wichtige Rolle. Möchtest du privat haften? Wie viel Stammkapital steht dir zur Verfügung? Möchtest du einen Gesellschaftsvertrag für deine Firma schließen?

All diese Fragen solltest du dir vor deiner Gründung durch den Kopf gehen lassen. Damit du besser entscheiden kannst, was für dich bei deiner Rechtsform wichtig ist und was für dein Vorhaben am besten passt, stellen wir dir in unserem Steckbrief die OHG vor.

Wofür steht die Abkürzung?

Die Abkürzung OHG steht für ”Offene Handelsgesellschaft”.

Welche Art von Rechtsform ist sie?

Die OHG ist eine Personengesellschaft, die hauptsächlich auf den Handel ausgerichtet ist.

Für wen eignet sich die OHG?

Für alle, die

  • keine Angst vor der persönlichen Haftung haben
  • gemeinsam mit ihrem/n Mitgesellschafter/n an allen Entscheidungen im Unternehmen beteiligt sein wollen
  • ein enges Vertrauensverhältnis zu ihrem potentiellen Mitgesellschafter haben, sodass du ihn auch alleine Entscheidungen bzgl. der OHG treffen lassen würdest
  • keine oder nur geringe finanzielle Mittel zur Verfügung haben
  • gerade nicht Freiberufler sind oder ein Kleingewerbe betreiben (die dürfen nämlich keine OHG gründen!)

Wer nutzt zum Beispiel eine OHG?

Die Rechtsform OHG nutzen Kaufleute aus folgenden Bereichen:

  • Groß- und Einzelhandelsketten
  • produzierendes Gewerbe
  • Bank- und Versicherungsgewerbe
  • Transportgewerbe
  • Handelsvertreter
  • Personen, die ein handwerkliches oder sonstiges gewerbliches Unternehmen betreiben
  • Anbieter von Dienstleistungen

Wie hoch ist das Stammkapital?

Für die Gründung einer OHG benötigst du gar kein Stammkapital. In einem Gesellschaftsvertrag könnt ihr aber festlegen, ob ihr bestimmte Einlagen einbringen möchtet, wie hoch diese ausfallen sollen und in welcher Form (in Bar oder als Sacheinlage) ihr sie einbringen wollt.

Kann man eine OHG mit einer Sacheinlage gründen wie bei der GmbH?

Zunächst mal: Sacheinlagen sind Wertgegenstände, die ein Unternehmer in das Unternehmen einbringt. Das können Maschinen oder Immobilien sein, aber auch immaterielle Wertgegenstände wie Patente oder Marken

Auch diese Sacheinlagen kannst du also in eine OHG einbringen. Das solltet ihr aber unbedingt auch in einem Gesellschaftsvertrag regeln. Dann könnt ihr genau festlegen,

  • ob ihr Einlagen einbringen möchtet,
  • wie hoch diese ausfallen sollen und
  • in welcher Form ihr sie einbringen wollt. Neben der Sacheinlage habt ihr nämlich auch die Option, Bargeld einzuzahlen.

Was ist das Besondere an der OHG?

Die Gründung einer OHG ergibt sich z.B. automatisch aus der GbR, wenn du einen Jahresumsatz von mehr als 250.000 € erreichst. Sie ist quasi wie die GmbH zur UG die “Große Version” der Rechtsform.

Beachten solltest du bei ihr unbedingt, dass du mit deinen Mitgründern am selben Strang ziehst. Denn ihr haftet alle zusammen mit euren Einlagen und eurem Privatvermögen. Ihr solltet euch also sehr gut abstimmen, wenn ihr Entscheidungen für die OHG trefft und euch über die Geschäftsziele einig sein. Nur so könnt ihr Streit und Probleme miteinander vermeiden.

Wie viele Gesellschafter brauchst du?

Für die Gründung einer OHG solltet ihr min. 2 Gesellschafter sein und ein starkes Vertrauensverhältnis zueinander haben. Dabei ist es egal, ob die Gesellschafter inländische oder ausländische natürliche oder juristische Personen sind. Die Gesellschafter können auch Personengesellschaften sein, aber keine GbR. Wie viele Gesellschafter eine OHG haben darf, ist nicht vorgeschrieben.

Wo muss sie ihren Sitz haben?

Die OHG muss ihren Sitz in Deutschland haben.

Wie sieht es mit der Haftung aus?

Alle Gesellschafter haften mit ihrem Betriebs- und Privatvermögen.

Wichtig: Deine Haftung endet nicht automatisch, wenn du aus der OHG ausscheidest, sondern kann sogar noch bis zu 5 Jahre danach bestehen! Du haftest also auch noch für alle Fälle, die bis zu deinem Austritt “abgeschlossen” bzw. “bearbeitet” wurden. Dabei ist der Zeitpunkt des Ausscheidens, der im Handelsregister auch dokumentiert wird, besonders wichtig und entscheidend!

Brauchst du einen Gesellschaftsvertrag?

Ein Gesellschaftsvertrag in Schriftform ist zwar nicht Pflicht, solange du z.B. keine Grundstücke als Sacheinlage einbringst, aber sehr empfehlenswert für eure interne Organisation.

Wie hoch sind die Gründungskosten?

Hier fallen lediglich Kosten an bei…

  1. der Eintragung ins Handelsregister: ca. 150 €
  2. der Gewerbeanmeldung: ca. 30 €
  3. ggf. bei der Eintragung von Prokuristen
  4. Rechtsanwalts- und Notarkosten

Ist ein Eintrag ins Handelsregister Pflicht?

Ja, die Eintragung ins Handelsregister für eine OHG ist Pflicht.

Wie lange dauert eine OHG Gründung?

Du kannst damit rechnen, dass die Gründung einer OHG ca. 1 Woche in Anspruch nimmt, wenn alles gut läuft.

Wo musst du deine OHG unbedingt nach der Gründung anmelden?

  1. Die OHG ins Handelsregister eintragen
  2. Gewerbe für OHG anmelden
  3. Beim Finanzamt anmelden
  4. Bei der Berufsgenossenschaft anmelden
  5. Bei der IHK bzw. HWK anmelden

Was muss von deiner OHG veröffentlicht werden?

Die OHG ist zur Offenlegung des Jahresabschlusses verpflichtet, wenn für das abgeschlossene Geschäftsjahr und für die zwei darauf folgenden Geschäftsjahre min. 2 dieser 3 Merkmale zutreffen. Dabei kommt es auf den letzten Tag des jeweiligen Geschäftsjahres an!

  • die Bilanzsumme einer auf den Abschlussstichtag aufgestellten Jahresbilanz übersteigt 65 Mio. €
  • die Umsatzerlöse des Unternehmens in den zwölf Monaten vor dem Abschlussstichtag übersteigen 130 Mio. €
  • das Unternehmen hat in den 12 Monaten vor dem Abschlussstichtag durchschnittlich mehr als 5.000 Arbeitnehmer beschäftigt.

Ist die OHG zur Bilanzierung verpflichtet?

Bei der OHG führt kein Weg an doppelter Buchführung, der Bilanzierung und einer Inventur vorbei. Diese Pflichten sind aber auch sehr hilfreich für den Überblick über deine unternehmerischen Tätigkeiten.

Ist die OHG voll rechtsfähig?

Die OHG ist voll rechtsfähig. Das heißt, sie kann eigenständig Rechte erwerben, klagen, aber auch verklagt werden.

Welche Steuern zahlst du?

  1. Einkommensteuer: Die fällt aber nicht auf die OHG selbst an, sondern nur auf die Gesellschafter – vorausgesetzt, dass es sich um natürliche Personen handelt.
  2. Gewerbesteuer: Natürlich fällt für dein Gewerbe auch eine Gewerbesteuer an!
  3. Umsatzsteuer: Da die OHG als Unternehmer betrachtet wird, fällt auch die UST hier an.

Welche Organe brauchst du in der OHG?

Die Geschäftsführung und die Vertretung der OHG nach außen erfolgt durch alle Gesellschafter gemeinsam als Organe. Die Gesellschafter haben aber die Möglichkeit, einen Nichtgesellschafter, z.B. einen Prokuristen, auch für diese Aufgaben zu bevollmächtigen.

Welchen Namen kannst du für deine Firma verwenden?

Als Namen für die OHG zulässig sind z.B. die Personennamen der Gesellschafter, Namen, die mit dem Unternehmensgegenstand zu tun haben oder auch Phantasienamen. Außerdem hast du die Möglichkeit, diese Elemente natürlich miteinander zu kombinieren. Abschließend musst du die Rechtsform mit “Offene Handelsgesellschaft” oder “OHG” an dem Unternehmensnamen (Firma) anknüpfen.

Beispiel: Mustermann Versicherung OHG.

Wichtig ist, dass der Name zur Kennzeichnung des Unternehmens geeignet ist und sich von anderen Unternehmensnamen, die im Handelsregister eingetragen sind, unterscheidet.

Dazu kannst du dich an die IHK wenden. Die IHK kann nämlich prüfen, ob sich dein gewünschter Name von anderen “Firmen” genug unterscheidet und keine Verwechslungsgefahr besteht.

Zusätzlich wird kontrolliert, ob der Name den Grundsätzen der Firmenwahrheit und Firmenklarheit entspricht. Was heißt das genau? Es soll sichergestellt werden, dass der Name keinen falschen Eindruck über die Tätigkeit des Unternehmens vermittelt und keine “Täuschung” vorliegt.

Was spricht für die OHG?

  1. Du kannst den Gesellschaftsvertrag mit deinem/n Mitgesellschafter/n frei gestalten
  2. Das Unternehmen kann flexibel geführt werden

Jeder kann dabei seine Stärken einbringen! (Arbeitsteilung)

  1. Die OHG hat in der Regel durch die private Haftung eine hohe Kreditwürdigkeit
  2. Es ist kein Mindestkapital erforderlich
  3. Schnelle und wenig kostenintensive Gründung
  4. Die OHG darf sogar Gesellschafter einer anderen Gesellschaft sein

Was spricht gegen die OHG?

  1. Haftung mit Privat- und Betriebsvermögen für alle Gesellschafter
  2. Die Beziehung der Gesellschafter sollte aufgrund der Einzelvertretungsmacht auf sehr starkem Vertrauen beruhen.

Da jeder Gesellschafter die OHG alleine vertreten kann, sollten sich alle Gesellschafter immer einig sein.

  1. Konflikte unter den Gesellschaftern können die ganze OHG gefährden
  2. Doppelte Buchführung ist Pflicht – Das ist natürlich nur ein Nachteil, wenn man Buchführung nicht leiden kann.
  1. Rechtsform nicht für Freiberufler oder Kleingewerbetreibende möglich
Madeleine Heuts

Madeleine Heuts

Madeleine ist Juristin und Gründerin von RAKETENSTART. Sie schreibt nicht nur als Expertin über Rechtsthemen deines Unternehmens, sondern auch über ihre Reise als Gründerin mit RAKETENSTART und teilt Tipps aus der Praxis mit dir.